Salafistische Koran-Verteilung jetzt auch in Österreich

25 Millionen deutschsprachige Korane sollen in den kommenden Wochen in Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos unter die Bevölkerung gebracht werden. Dieses ehrgeizige Projekt haben radikal-islamische Salafisten auserkoren, um in Fußgängerzonen von Großstädten Un- und Andersgläubige zum Islam zu bewegen. Aber auch an Schulen und in Gefängnissen soll die heilige Schrift der Muslime angeboten werden.Eine erste Missionierungsoffensive am Osterwochenende fand zeitgleich in 35 deutschen Städten statt, unter anderem in Hamburg, Köln, Dresden, Hannover und Berlin. Im Internet wird die Aktion als großer Erfolg gefeiert. Am kommenden Wochenende möchten die Salafisten erneut in zahlreichen deutschen Städten auftreten. Sicherheitskreise berichten von 38 angemeldeten „Infoständen“, unter anderem in Hamburg, Berlin, Kiel, Lübeck, Offenbach, Wiesbaden und Darmstadt.

Auch in Österreich hat die Koran-Aktion „Lies! Im Namen deines Herrn, der dich erschaffen hat“ des Kölner Imam Ibrahim Abou Nagie bereits begonnen. Im 10. Wiener Gemeindebezirk verteilte man nach Informationen der Tageszeitung Die Presse Mitte März hunderte der 500-seitigen Bücher kostenlos an Passanten. Auf einem Youtube-Video, das mittlerweile gelöscht wurde, erzählen zwei junge Männer dem Kameramann, dass das Projekt erfolgreich angelaufen sei und sich die Menschen sehr interessiert zeigen würden. Es handle sich um die erste offizielle Aktion in Wien, hoffentlich würden viele folgen, so die Initiatoren. Neben Wien fanden weitere Gratis-Koran-Aktionen in Graz und Klagenfurt (Video) statt.

Deutsche Politik diskutiert über Verbot

Nachdem die Politik- und Medienlandschaft den angekündigten Verteilaktionen anfänglich keinerlei Beachtung schenkte, werden nunmehr erste Bedenken laut. Politiker aller Fraktionen und der Verfassungsschutz zeigen sich besorgt über die Gratis-Koran-Aktion radikaler Salafisten. Nicht, weil viele Christen die heilige Schrift des Islam lesen könnten – sondern weil sie extremistische Umtriebe befürchten. Unionsfraktionschef Volker Kauder verlangte, die Finanzierung der massenhaften Abgabe kostenloser Koran-Exemplare in Deutschland zu klären. SPD-Innenexperte Michael Hartmann forderte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf, ein Verbot der radikalen Salafisten zu prüfen. Der Bürgerbewegung Pro NRW geht das nicht weit genug. Sie fordert sogar eine Abschiebung „islamistischer Hassprediger nach dem Vorbild von Frankreich“. Die FDP schloss indes ein Verbot der Koran-Aktion mit Blick auf die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit aus.

FPÖ kritisiert Untätigkeit des Innenministeriums

In Österreich hat die Grazer FPÖ-Nationalratsabgeordnete Susanne Winter Kritik an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) geübt, nachdem der hiesige Verfassungsschutz keinen Anlass für strafrechtliche Ermittlungen sieht. Der Sachverhalt sei bekannt, gegen das Verbreiten religiöser Schriften sei aber prinzipiell nichts einzuwenden, heißt es aus dem Innenministerium. Für die freiheitliche Politikerin ist die Laissez-faire-Mentalität allerdings unverständlich: „Salafisten verbreiten die Ideologie eines rückwärtsgewandten Ur-Islam, der besonders Frauen auf die niedrigste Stufe der Gesellschaft herabstellt. Sie werden gezwungen sich vollständig zu verschleiern und müssen bei Ehebruch mit der Todesstrafe durch Steinigung rechnen“, erklärt Winter. Mit der Werbeaktion könnten die Extremisten unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit nunmehr völlig ungestört ihre Hassparolen verbreiten und neue Mitglieder werben. Die heilige Schrift der Muslime werde dabei als Mittel zum Zweck missbraucht.

Koran-Druckerei prüft Auftragsabbruch

Unterdessen hat die von der salafistischen Organisation „Die wahre Religion“ beauftragte Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel auf die bundesweite Aufregung reagiert und prüft einen Auftragsabbruch. „Wir prüfen momentan rechtliche Auswirkungen, wenn wir nicht produzieren oder aber wenn der Auftraggeber den Auftrag abzieht“, so ein Druckerei-Sprecher. Seit Oktober 2011 habe man mehr als 300.000 Korane ausgeliefert, die Produktion einer fünfstelligen Anzahl von Exemplaren stehe aber noch aus. Noch sei nicht entschieden, ob man weiter mit dem Auftraggeber zusammenarbeite. Zuvor hatte es geheißen, das Unternehmen habe den Druck eingestellt. Das Mutterunternehmen CPI habe erst aufgrund der Medienberichterstattung von der Aktion erfahren, sagte der Sprecher. Das Unternehmen habe sich auf der sicheren Seite gefühlt, da es nicht gewusst habe, für welche Zwecke die Bücher bestellt worden waren. Dass der Auftraggeber „im kritischen Licht“ steht, sei dem Verlag bekannt. Vor dem Druck sei der Auftrag allerdings vom Verfassungsschutz und der Kripo geprüft und für „unbedenklich“ eingestuft worden.

Kritische Journalisten als „Schweine“ und „Affen“ beschimpft

Bekannt wurde am Donnerstag auch, dass gegen kritische Journalisten eine kurzzeitige Hasskampagne geführt wurde. Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau und des Tagesspiegels in Berlin sollen in einem vierminütigen Video auf Youtube namentlich genannt und offen bedroht worden sein, weil sie sich zu der Verteilaktion geäußert hatten. „Wir haben nun detaillierte Informationen über die Affen und Schweine, die verlogene Berichte veröffentlicht haben“, zitiert die Tageszeitung Die Welt aus dem Video. Anschließend würden nicht nur die Artikel der Autoren gezeigt, sondern auch private Fotos und Informationen. „Wir besitzen eine Menge an Daten von dir, zum Beispiel wissen wir, wo du wohnst, wir kennen deinen (Fußball-)Verein, wir besitzen deine Mobilfunknummer“, hieß es weiter. Das Video wurde am Karfreitag ins Netz gestellt, ist mittlerweile aber wieder gelöscht worden. Der Ersteller der Hassbotschaft soll wiederholt als Kameramann für Abou Nagie gearbeitet haben. Sicherheitsbehörden sind alarmiert, man befürchtet konkrete Übergriffe durch Islamisten.

Der Projekt-Verantwortliche selbst zeigt sich im Internet kämpferisch. Seine Anhänger rief er am Donnerstagnachmittag auf, durchzuhalten und weiter Korane zu verteilen. „Was mich sehr verärgert ist, dass die Kuffar (Ungläubigen) alles versuchen um dieses Projekt zu stoppen und sogar schon die Druckerei beeinflusst haben“, lässt er im Internet unter seinem Namen verbreiten. „Bei Allah, dieses Koranprojekt ist das Beste, was ich und dieses Land jemals gesehen haben.“

Foto: Bildschirmfoto Youtube / Mittlerweile ist die Koran-Verteilung auch in Österreich voll angelaufen. Dieses Bild zeigt einen Infostand in der Innenstadt von Klagenfurt.